Gespräch am Kamin „Religion und Sozialismus – geht das?!“

Unter dieser Fragestellung fand das zweite „Gespräch am Kamin“ statt,zu dem die Oerlinghauser GRÜNEN eingeladen hatten. Der Referent Dr. Reinhard Gaede vom „Bund religiöser Sozialisten“ (BRSD) stellte gleich zu Beginn eine Gegenfrage: „Religion und Kapitalismus – wie soll das denn gehen!?“

Er legte die historische Entwicklung des BRSD dar, der zum Ende des ersten Weltkrieges gegründet wurde. Der BRSD sieht sich als Träger eines befreienden Christentums im Sinne der Bergpredigt. Es gehe darum, die Sache der Armen und Entrechteten gemäß dem Evangelium zur Sache der Christenheit zu machen. Zwar seien die Menschen nicht gleich von Natur aus, aber gleich seien sie als Kinder Gottes.
„Um die Freiheit der Schwachen vor der überlegenen Freiheit der Starken zu sichern, muss Freiheit durch gesellschaftliche Eingriffe organisiert werden“, so Dr. Gaede. Es gehe um eine demokratische Kontrolle des wirtschaftlichen und des politischen Systems. Ein demokratischer (!) Sozialismus sei daher eine Alternative sowohl zum Privatkapitalismus als auch zum Staatssozialismus. Leider werde „Sozialismus“ immer wieder mit „Atheismus“ gleichgesetzt; Gaede sieht hierin einen Hauptgrund dafür, dass Sozialismus in kirchlichen Kreisen teilweise verpönt sei.

Einen breiten Raum in der anschließenden Diskussion nahm die Finanz- und Wirtschaftskrise ein. Einig waren sich die – überwiegend kirchlich aktiven – Diskussionsteilnehmer, dass jetzt die Chance besteht, daraus die richtigen Konsequenzen zu ziehen und grundlegende Änderungen herbeizuführen. Entscheidend sei, ob der dafür erforderliche gesellschaftliche und politische Mut aufgebracht werde. „Es darf nicht sein, dass die neoliberalen Brandstifter demnächst das Löschfahrzeug steuern“; fasste ein Teilnehmer die Einschätzung der Anwesenden zusammen.

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