Sandgrube Hassler – Chance zerstört

Da entstehen Enttäuschung, Wut – aber vor allem: Fassungslosigkeit. Wie kann eine Stadt nur so blöd sein und diese Chance zerstören, die ihr geradezu auf einem Silbertablett dargeboten wird!?
Vor 30 Jahren (!) setzte sich der Rat einvernehmlich dafür ein, das nach dem Sandabbau entstandene, überaus wertvolle Biotop „Sandgrube Hassler“ als solches zu erhalten. Bis hin zum Umweltminister in Düsseldorf führte uns damals dieser Kampf – mit Erfolg: dem Minister gelang ein Kompromiss mit der Forstbehörde und für die Sandgrube entstand ein neuer Rekultivierungsplan, der bis heute gültig ist.
Für die Umsetzung des Rekultivierungsplanes wand die Stadt in den Folgejahren erhebliche Geldbeträge auf.

Nun gibt es ein Angebot im Rahmen des „Naturschutzgroßprojektes Senne und Teutoburger Wald“: die Projektleitung bietet der Stadt an, den Zustand der Sandgrube langfristig zu erhalten.Die dafür vorgesehene Ziegenbeweidung in Koppelhaltung wird für die Stadt mit großer Wahrscheinlichkeit kostenneutral sein.
Der Koppelzaun führt dazu, dass erstmals legale Fußwege durch die Sandgrube geführt werden können, denn bisher ist das Betreten der Sandgrube unzulässig.

Und mehr noch: die Projektleitung plant, einen Rundwanderweg zwischen Freilichtmuseum und Segelflugplatz anzulegen mit Infotafeln und an der Sandgrube eine Aussichtsplattform (die einzige Aussichtsplattform im gesamten Projektgebiet!). Das wäre eine große Bereicherung für unsere Naherholung.

So war denn auch bei diversen Schnatgängen und „Runden Tischen“ zum Thema „Sandgruben“ im Laufe der letzten Monate eine Änderung festzustellen: waren Bürgerinnen und Bürger zunächst eher skeptisch bis ablehnend, entstand mehr und mehr wohlwollendes Interesse. Zuletzt nahmen Anfang Februar fast hundert Personen an einem Schnatgang durch die Sandgruben teil – mit überaus positiver Resonanz.

Und dennoch –  SPD, CDU und FDP trafen nun im Umweltausschuss eine andere Entscheidung: nicht Koppel-Beweidung mit Ziegen und Zaun, sondern Hüte-Beweidung mit Schafen ohne Zaun.
Das bringt Nachteile: während die Ziegenbeweidung für das komplette Sommerhalbjahr vorgesehen ist, findet die Hüte-Beweidung nur für eine (!) Woche im Herbst statt. Dieses sowie das „schlechtere Beißverhalten“ der Schafe führen dazu, dass nun wieder erheblicher manueller und maschineller Pflegeaufwand erforderlich wird, auch um Fördermittel erhalten zu können. Der Pflegeaufwand dürfte bei ca. 12.000 bis 14.000 Euro jährlich liegen und wäre wohl von der Stadt aufzubringen.
Und das alles nur, um einen Zaun zu vermeiden, der – wie oben ausgeführt – in Wirklichkeit für Naherholung und Naturschutz viele Vorteile bringen würde.

Ob Oerlinghausen nun in den Genuss von Rundwanderweg und Aussichtsplattform kommt, muss bezweifelt werden. Auch der Erhalt der so wertvollen Naturschutzflächen ist gefährdet.

„Mit Oerlinghausen geht es irgendwie immer mehr den Bach ’runter“ – diese oder ähnliche Äußerungen hören wir in letzter Zeit immer häufiger.
Die kleingeistige Zaunentscheidung im Umweltausschuss ist ein Beispiel dafür, wie man Chancen zerredet, anstatt sie zu nutzen.

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