Sicherheit für Radfahrende – da geht noch was!

Anderthalb Meter bis zum Hüftgelenk!?

Sicherheit für Radfahrende – da geht noch was!

Die Fahrradinfrastruktur in Oerlinghausen ist – freundlich formuliert – verbesserungswürdig. Das zeigte auch der Bürgerantrag, der im Umweltausschuss am 20. April diskutiert wurde. Der Antragsteller – selbst häufig mit dem Rad unterwegs – beantragte den Rückbau des Fahrradstreifens an der Robert-Koch-Straße/Holter Straße. Vor der Aufbringung der Schutzstreifen hätte er sich sicherer gefühlt!

Fakt ist, dass viele Autofahrer den gesetzlich vorgeschrieben Abstand von 1,5 Meter zum Fahrradfahrer ignorieren, manche vielleicht auch aus Unwissenheit. Der 1,5-Meter-Abstand gilt auch dann, wenn es einen Fahrradstreifen gibt! Beachtung und Akzeptanz der Radfahrstreifen sind unzureichend. Das spiegelt sich in vielen Gesprächen mit Radfahrern wider. Die Robert-Koch-Straße/Holter Straße haben nicht die Fahrbahnbreite, die es Autofahrern ermöglichen würde, bei Gegenverkehr einen Radfahrer im gebotenen Abstand zu überholen. Trotzdem werden waghalsige Manöver auf Kosten der Sicherheit der Radfahrenden durchgeführt – insbesondere innerhalb der Straßenverengung in Höhe der Bushaltestellen. Anders als kürzlich in der NW skizziert, sind wir nicht der Meinung, dass Radfahrer quasi im Rinnstein fahren sollen, um sich sicher fühlen zu können.

Unser Antrag im letzten Umweltausschuss zielte daher auf eine Verbesserung für den Radverkehr in Oerlinghausen ab. Es gab dafür eine breite Mehrheit; nur die FDP stimmte dagegen. Die Verwaltung wurde per Beschluss beauftragt, in enger Zusammenarbeit mit einem Verkehrsplaner kritische Streckenpunkte zu überplanen. Maßnahmen wie das Aufbringen gut erkennbarer Fahrradsymbole sowie das Aufstellen von Schildern „1,50 Meter Abstand halten“ an den Einfallstraßen nach Oerlinghausen und an Fahrbahnverengungen wurden beschlossen. Aus dem Budget zur Unterhaltung der Radwege werden an geeigneten Stellen Bordsteinabsenkungen finanziert. Die durchgeführten Maßnahmen werden durch Pressemitteilungen publik gemacht, um auch auf diesem Wege die Dringlichkeit der Sicherheit für Radfahrer aufzuzeigen.

Fakt ist aber leider auch: die Oerlinghauser Verwaltung kann nur die kommunalen Straßen für Radfahrende optimieren und ausbauen lassen und auch das nur in Absprache mit dem Kreis Lippe. Kreis- und Landstraßen liegen außerhalb der Zuständigkeiten der Stadt und somit ist die Einflussnahme auf Ausbau der Radwege eher gering.

Der ADFC-Fahrradklima-Test 2022 fragte in einer jüngst veröffentlichen Umfrage nach, wie zufrieden Radfahrende vor Ort mit ihrer Situation sind. Das Ergebnis: In Deutschland ist das Klima fürs Fahrrad nur ausreichend. Ein Erkenntnisproblem gäbe es in der Politik nicht, so der ADFC, sondern ein Umsetzungsproblem. Leider auch in Oerlinghausen …

Wir möchten erreichen, dass in Oerlinghausen Radfahrer:innen, Fußgänger:innen und Autofahrer:innen gleichberechtigt und ohne Gefahren am Straßenverkehr teilnehmen können. Wir fordern, dass nicht der stärkste Verkehrsteilnehmer weiterhin Vorfahrt hat. Und wir sind überzeugt, dass nur ein engagierter und sichtbarer (!) Umbau der Verkehrsinfrastruktur ein Umdenken anstößt und die Verkehrswende unterstützen kann. Der Radverkehr leistet als klimaschonende Mobilitätsform einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele. Das ist notwendig, um den Klimawandel verträglich und beherrschbar gestalten zu können!

Wir bleiben dran und bitten Sie/Euch um Mithilfe: Kennen Sie/Ihr im Oerlinghauser Stadtgebiet Straßen oder Radwege, die verbesserungswürdig sind? Schickt uns eine Email – gern mit Bildern der entsprechenden Verkehrssituation: kontakt@gruene-oerlinghausen.de.

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