Einsatz von Laubbläsern kritisch hinterfragen

Unser Antrag im Umweltausschuss vom 11.01.2018, die Anschaffung des handgeführten fahrbaren Laubgebläses im Haushaltsplan 2018 zu streichen, hat für Aufsehen und Unverständnis, insbesondere bei den MitarbeiterInnen des Bauhofes, gesorgt.

Das war von uns nicht beabsichtigt, ebenso wenig verweigern wir uns der technischen Aufrüstung der notwendigen Arbeitsgeräte. Vor allem nach Ereignissen wie dem Orkan Frederike wissen wir, dass die zusätzlich zu leistende Arbeit einen hohen zeitlichen Aufwand bedarf und nicht ohne Technik leistbar ist.

Dennoch sehen wir den Einsatz von Laubbläsern und Laubsaugern aus ökologischer Sicht sehr kritisch.

Laubbläser schaden nicht nur den Menschen, sie sind auch eine Bedrohung für Tiere. Mit Hilfe einer integrierten Turbine können die Bläser mit über 220 km/h das trockene Laub wegpusten. Dabei wird der Lebensraum der Tiere, die im Boden und der Krautschicht leben, zerstört. Insekten, Schmetterlingslarven und auch Igel verlieren ihren benötigten Unterschlupf für den Winter. Zusätzlich werden dem Boden wichtige Nährstoffe entzogen indem die in der bodennahen Krautschicht lebende Kleintiere (z.B. Käfer, Spinnen, Tausendfüßler, Springschwänze, Asseln etc.) vernichtet werden und so ihre wichtige ökologische Funktion nicht mehr leisten können. Der Entzug der Biomasse auf Grünflächen führt zwangsläufig zu einer Verarmung des Bodenlebens mit allen bekannten Folgeerscheinungen (Verlust von Überwinterungsräumen und Nahrung für Tiere, keine Neubildung von Humus, Verlust der für die Verrottung der Blätter notwendigen Pilze etc.)

Schüler der Weerth-Schule Detmold setzen sich auf der 1. Lippischen Artenschutzkonferenz* für Tierrechte ein

Noch negativer wirken sich die Laubsauger mit der eingebauten Häckselfunktion aus. Laut dem NABU Deutschland zerstückelt der Sauger nicht nur Käfer, Spinnen und Amphibien sondern auch junge Igel und Frösche.

Beide Geräte überschreiten die gesundheitliche Unbedenklichkeitsgrenze mit über 106 bis 115 dB(A), je nachdem ob ein Elektro- oder Verbrennungsmotor das Gerät antreibt. Bei einer langdauernden Lärmbelästigung von 90 dB(A) nimmt die Schädigungsgefahr deutlich zu!

Viele Laubbläser arbeiten mit Zweitaktmotoren. Diese Verbrennungsmotoren stoßen gesundheitsschädliche Abgase aus. Eine Untersuchung des Umweltbundesamtes stellte fest, dass bis zu 270 Gramm unverbrannte Kohlenwasserstoffe pro Stunde ausgestoßen werden. Das ist ca. 200-mal so viel wie ein  Auto mit geregeltem Katalysator.

Auch bei der Reinigung von Wegen und Plätzen werden durch die Laubbläser Feinstaub sowie Vogel- und Hundekot aufgewirbelt. Eine alternative Möglichkeit würden Kehrmaschinen darstellen.

Das Zusammenrechen des Laubs mit Rechen und Besen stellt, vor allem bei feuchtem, nassen Laub, keine unzumutbare Arbeitszeitverlängerung dar. Nasses Laub stellt für jeden Laubbläser ein Problem dar. Durch den Einsatz von Maschinen wird der Benutzer oft zu übertriebener Genauigkeit verleitet. Zudem verführen die Geräte zu einem nicht zweckgebundenen Einsatz, denn der Staub wird nicht entfernt sondern häufig nur verblasen.

In einem Artikel des Starnberger Merkur vom 25.10.2016 „Laubbläser soll die Puste ausgehen“ erklärt Rudolf Lenz, der stellvertretende Leiter des Bauhofs Gräfeling.“ Wir haben große Laubrechen, die besser und schneller sind als Laubbläser. Nur in den Ecken, wo man mit dem Rechen oder Besen schwer hinkommt, werden Laubbläser eingesetzt“.

Das würden wir uns auch in Oerlinghausen wünschen.

Dem dramatischen Rückgang der Insekten kann man nicht nur mit der Aussaat von Blumenwiesen und Blühstreifen begegnen, sondern auch mit einem maßvollen Umgang von Laubsaugern und Laubbläsern.

* 1. Lippische Artenschutzkonferenz

Artikel kommentieren