Atom-Lobby kämpft um ihre Pfründe

Das deutsche Energie-Einspeise-Gesetz (EEG) ist das weltweit erfolgreichste Gesetz zur Förderung von Erneuerbaren Energien. Der dadurch ausgelöste Boom ist den 4 großen deutschen Energieversorgern (EVU) allerdings ein Dorn im Auge, denn die Erneuerbaren fangen an, deren Monopolstellung zu gefährden.

Es geht nicht nur darum, welche Energieträger zukünftig die Basis für die Stromversorgung bilden, also ob Atomkraft oder Erneuerbare Energien (EE). Es geht auch um Machtstrukturen: die 4 großen EVU (Eon, RWE, Vattenfall, EnBW) erzeugen 85 % des deutschen Stroms fast ausschließlich in schwerfälligen Großkraftwerken und verteilen diesen über Hochspannungsleitungen.

Diese Machtstellung und ihre Gewinne wollen sie behalten.
Die EE hingegen werden vielfach in kleineren, dezentralen Anlagen erzeugt – das erfordert ein anderes System der Energieerzeugung und -verteilung.
Auch aus Betriebsgründen sind AKWs mit dem weiteren Ausbau der EE unvereinbar, z.B. wegen der Konkurrenz im Grundlastbereich. Es heißt also „entweder-oder“ – das Gerede von Atomkraft als „Brückentechnologie“ ist blanker Unsinn.

Atomstrom ist der teuerste Strom überhaupt – er wird von den Bürgern mit Milliardenbeträgen subventioniert!
Strom aus EE ist preisgünstiger als Atomstrom – wenn man genau hinschaut.
Ein genauer Vergleich ist jedoch schwierig, weil die Einspeisevergütung nach dem EEG in der Stromrechnung exakt ausgewiesen wird, während die weitaus höheren Subventionen für Atomstrom in der Stromrechnung versteckt sind bzw. von den Steuerzahlern finanziert werden.
Das „Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft“ hat nun in einer Studie die Atomkraft-Subventionen ermittelt. Das Ergebnis ist eindeutig: seit 1950 sind das mindestens 203 Milliarden Euro! Ohne diese Milliarden-Subventionen wäre die Atom-Technologie nie eingeführt worden!
Während die EEG-Vergütung sich mit rd. 3 Cent pro Kilowattstunde auf den Strompreis auswirkt, beträgt die Subventionierung des Atomstroms seit 60 Jahren (!) im Schnitt mindestens 4,3 Ct/kWh!
Tatsächlich sind die Atom-Subventionen noch viel höher, denn es blieben wesentliche Subventionstatbestände bei der Berechnung unberücksichtigt, weil sie nicht exakt ermittelt werden können, wie z.B. externe Kosten. Ein Beispiel: müssten die Betreiber der Atomkraftwerke diese ausreichend gegen Unfallschäden Haftpflicht-versichern, wäre Atomstrom unbezahlbar.
Die komplette Studie finden Sie hier (Lesetipp: beginnen Sie mit der Zusammenfassung!)

Atomstrom ist für Stromkunden und Steuerzahler teuer – nicht jedoch für die AKW-Betreiber. Die verdienen gut mit ihren subventionierten Anlagen – und machen Stimmung gegen den angeblich teuren EE-Strom. Doch das ist nur der Versuch, Machtposition und Pfründe zu sichern. Wie es wirklich um das Verhältnis von Atomstrom und Strom aus EE bestellt ist, können Sie in einem Positionspapier der GRÜNEN Bundestagsfraktion nachlesen.

Nachdem CDU und FDP die AKW-Laufzeitverlängerung durchgepeitscht haben, was den weiteren Ausbau der EE behindert, plant EU-Kommissar Oettinger (CDU) den nächsten Angriff auf die EE, indem er das „Fördersystem harmonisieren“ will. Diese scheinheilige Formulierung soll verschleiern, worum es wirklich geht: das EEG in seiner jetzigen Ausgestaltung plattmachen und so den weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien einschränken.
Bisher hat sich das Europa-Parlament erfolgreich dagegen gewehrt, aber Oettinger lässt nicht locker. Wirtschaftsminister Brüderle (FDP) unterstützt ihn dabei.
In einem Hintergrundpapier durchleuchtet die GRÜNE Fraktion im Europaparlament die Strategie der Atomlobby.

Wir sehen es als unsere Aufgabe an, auch hier vor Ort auf die Machenschaften der Atom-Lobby und ihrer politischen Handlanger hinzuweisen.
Der Druck auf Erneuerbare Energien nimmt zu. Die Motive sind klar: die 4 großen EVU beschweren sich bereits darüber, dass die EE die Preise an der Strombörse senken und ihre Gewinnmargen drücken (bisher haben sie den Zusatzgewinn noch in die eigene Tasche gesteckt). So wird verständlich, warum die 4 großen EVU die Solarenergie, wenn schon nicht auf den Mond, dann aber wenigstens nach Südeuropa oder in die Sahara wünschen.

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