Bebauung der Wiese Pollmannsweg/Schulstraße

In der jüngsten Bauausschusssitzung am 24.08.2022 stand eine Entscheidung zur Bebauung der Wiese Pollmannsweg / Schulstraße an. Konkret ging es darum, Für oder Gegen die Aufstellung des vorhabenbezogenen Bebauungsplanes „03/14 Wohnen an der Schulstraße in Oerlinghausen“ zu stimmen. Vorhabenbezogen bedeutet, dass die Umsetzung des beantragten Projektes wie im verabschiedeten Satzungsbeschluss dargestellt, umgesetzt werden muss.

Die Mitglieder der Grünen Ratsfraktion im Bauausschuss stellten zunächst einige Anträge zur Änderung des vorgelegten Satzungsbeschlusses:

  1. „Zauberwald“ erhalten
    „Der sogenannte Zauberwald wird erhalten. Die Verwaltung prüft mit dem Investor, wie eine verminderte Anzahl an öffentlichen Stellplätzen auf bereits asphaltierter Fläche anderweitig im Planungsgebiet realisiert werden kann.“
    Die Anzahl der Parkplätze ohne die Fläche des Wäldchens erscheint ausreichend für das geplante Objekt. Das Wäldchen dagegen erfüllt eine wichtige Funktion als Spielort für den Schulhof und als Abgrenzung zur geplanten Bebauung. Es ist außerdem wichtig für die Klimatisierung des Geländes und könnte ein Ort der Begegnung zwischen Alt und Jung werden.

  2. Löschwasser
    „Es soll verbindlich festgeschrieben werden, dass z.B. Zisternen zur Löschwasserspeicherung gebaut werden müssen.“
    Die Stadtwerke Oerlinghausen weisen darauf hin, dass mit den vorhandenen Anlagen nicht ausreichend Löschwasser zur Verfügung gestellt werden kann. Im B-Plan wird nur geregelt, dass Nebenanlagen, wie Zisternen auch außerhalb der bebaubaren Fläche zulässig sind.

  3. Nahwärme
    „Es ist – ggfs. durch Vertrag – festzuschreiben, dass die vorhandene Nahwärme genutzt wird.“
    Der Anschluss an die Nahwärme wird zwar in Aussicht gestellt, aber nicht festgeschrieben.

  4. Bäume erhalten
    „Ältere Bäume in räumlicher Nähe sind zwingend zu erhalten. Eine Kann-Bestimmung ist nicht ausreichend. Diese Älteren Bäume sind in einem Plan darzustellen und die Befolgung des Erhaltsgebots zu überprüfen.“

  5. Naturschutz
    „Für die zu beseitigende Hecke ist z.B. im Randbereich zur Grundschule eine neue Hecke vorzusehen.“
    Artenschutz und Lebensraum für Tiere zu erhalten, darf nicht erst dann zum Tragen kommen, wenn immer mehr Arten vor dem Verschwinden stehen. Im übrigen befinden wir uns bereits in dieser Sitution. Artenschutz hieße besser vorbeugend Lebensraum zu erhalten oder mindestens zu kompensieren, wenn dieser entfallen soll. Das Pflanzgebot für Laubbäume deckt eine andere Art Lebensraum ab, als eine Hecke bietet. Es gibt rund um das Gelände der Schule und des Sportplatzes mit Sicherheit Platz für eine Hecke, die außerdem das Auge erfreut und dem Klimaschutz dient. Jedes Grün zählt.

Jeder dieser Anträge wurde mehrheitlich abgelehnt.

Anschließend erhielt jede Fraktion die Möglichkeit eine Stellungnahme zum Tagesordnungspunkt abzugeben. Dies ist die Stellungnahme der Grünen Ratsfraktion, welche vorgetragen wurde:

„Zu dem Gesamtprojekt „Seniorenwohnen in Lipperreihe“ hat die Grüne Ratsfraktion eine sehr differenzierte Meinung. Wir haben sehr intensiv Sachargumente abgewogen und diskutiert.

Zunächst einmal: Wir begrüßen, dass Seniorenwohnen und insbesondere Tagespflege kommen sollen. Das ist gut und richtig und notwendig. Und auch den geplanten Standort mitten in einem Ortskern halten wir für grundsätzlich geeignet.

Deswegen haben wir auch im November 2018 zugestimmt, in die Planungen mit einer sogenannten „großen Lösung“ einzusteigen. Ziel einer Planung ist aber immer, Lösungsvorschläge zu entwickeln, gemeinschaftlich zu bewerten und wenn erforderlich zu verwerfen und zu verbessern.

Die Planungen für das Seniorenwohnen in Lipperreihe haben einige Wandlungen erfahren.  Es gab sogar einen Moment im Juni 2020, wo sie von allen Parteien und der Bürgerschaft abgelehnt wurden.

Und nun haben wir einen Entwurf vorliegen, der gegenüber der abgelehnten Version zweifelsohne eine Verbesserung ist.

  • Es gibt keine Mauer mehr zu Schulstraße
  • Es sind Sichtachsen durch die Gebäudeblöcke verwirklicht worden
  • Die Massivität der Architektur ist aufgebrochen worden.

Aber eben auch nur aufgebrochen.

Noch immer bringt die Gesamtgröße des Objekts ein neues Format in die Umgebung, das wie ein Fremdkörper wirkt. Was an Breite aufgegeben wurde, ist in die Höhe gewachsen.

Die Realisierung des Wunsches nach verdichteter Bebauung statt ungehinderten Flächenfraßes ist eine Gratwanderung, hier offenbar zu sehr in Richtung „too much“ ausgeschlagen.

Noch immer kommen deutliche Zweifel auf, ob es sich um ein Gemeinwesenprojekt oder ein reines Investionsprojekt handelt.

Kein Zweifel besteht indessen, dass es sich nicht um ein innovatives Konzept handelt, weder inhaltlich, noch den Klimawandel berücksichtigend.

Die Vielzahl der Anregungen und Bedenken drückt aus, dass die Menschen in Lipperreihe sich sehr  intensiv und differenziert mit dem Projekt auseinandersetzen, dabei wird deutlich, dass sie eben nicht grundsätzlich gegen ein Projekt „SeniorenWohnen“ sind.

Ein zukunftsfähiges Wohnprojekt, in das man die Bürger:innen eingebunden hätte, hätte auch die Akzeptanz der Bürgerschaft gefunden und würde das Leben vor Ort bereichern.

Sämtliche Bedenken und Anregungen nun wie in der ersten Runde der Bürgerbeteiligung auch, pauschal als nicht relevant abzuqualifizieren, ist unangemessen. Es vertut die Chance Bürger:innen ernst zu nehmen und einzubinden. Genauso übrigens wie keine weitere öffentliche vor-Ort-Veranstaltung durchzuführen. Ja, das wäre unter Corona-Bedingungen schwierig, aber nicht unmöglich gewesen.

Das Thema Parkplätze bewegt die Gemüter – zu Recht. Der Investor weist eine den Verordnungen entsprechende Stellplatzzahl nach, für die wegfallenden Parkplätze soll ein Ausgleich auf öffentlichem Grund geschaffen werden- soweit die Fakten.

Dabei werden Alternativen zum Autoverkehr genauso außer Acht gelassen wie die Aufenthaltsqualität der Bewohner:innen sowie ein Ort für Begegnungsmöglichkeiten zwischen Schulkindern und Bewohner:innen.
Es fehlt z.B. an Ideen, wie der Öffentliche Nahverkehr noch besser angebunden werden kann.

Man haut kein Wäldchen mehr weg für mehr Parkplätze.

Auch aus Klimaschutz-Gesichtspunkten greift das Objekt zwar Möglichkeiten auf, aber immer noch zu kurz. Es gibt keine oder kaum Verpflichtungen, so dass zu befürchten ist, dass die meisten Überlegungen in diese Richtung bei der Umsetzung des Projekts kurzfristig wirtschaftlich erscheinenden Erwägungen zum Opfer fallen könnten.

Hier werden Chancen vergeben. Schade!

Insgesamt hat sich die Grüne Ratsfraktion entschlossen, das Objekt abzulehnen.“

Der Aufstellung des Bebauungsplanes wurde letztlich mehrheitlich zugestimmt, bei Gegenstimmen der Fraktion der Grünen sowie der Initiative Oerlinghausen.

Artikel kommentieren